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Tumbaco, Cumbaya und Quito bei Nacht |
Buenas noches aus Quito,
Ecuador!
Direkt vom neuen Flughafen
Mariscal Sucre schreibe ich von meinen schönen und auch teils traurigen
Erfahrungen, die ich hier in Ecuador innerhalb der letzten Woche gemacht habe.
In ein paar Stunden geht es weiter in den Süden - wieder einmal über Lima - bis
nach Santiago de Chile.
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Mit Präsenten aus Brasilien |
Nach meiner langen Reise incl. zwei längeren und recht langweiligen Stop-Overn landete ich trotz wilden Seitenwindes
sicher in den Anden Ecuadors. Vom neuen Flughafen erstreckt sich nun eine nagelneue Straße und
überall werden große Infrastrukturprojekte realisiert sowie weitere Gated
Communities aus dem Boden gestampft. Ich gönnte ich mir ein Taxi und ließ mich
natürlich mal wieder für den doppelten Preis chauffieren… Schon wieder in die
Gringo-Falle getappt, diese unmögliche ecuadorianische Mentalität hat sich
nicht groß verändert. Jedoch ärgerte ich mich nicht weiter groß, denn meine
Gastfamilie freute sich unheimlich als ich ankam und empfang mich so herzlich als wären keine vier Jahre vergangen. Die Kinder sind alle ein Stückchen größer
geworden, teilweise auch vernünftiger, und besonders die 2010 geborenen Matias
und Katarina umarmten mich so liebevoll als würden sie sich wirklich noch an
mich erinnern.
Aus Brasilien brachte ich ein paar kleine Geschenke mit und kurz danach musste ich sofort auf der zuvor
von Christopher noch liebevoll geputzten Gitarre, die ich ihm damals hinterlassen hatte,
all die schönen spanischen Lieder spielen, die ich den Kindern der Guardaria
damals beigebracht hatte. Unfassbar, dass alle Kids noch so textsicher waren,
es lag wohl an der Musik-CD, die ich damals allen hinterlassen hatte.
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Gitarre spielen mit Christo, Christal und Matias |
Trotz der nahezu 20-stündigen
Reise (ok, war einfach ein günstiger Flug), spielte ich noch den ganzen Abend mit den Kindern und fiel dann um 9 Uhr abends todmüde ins Bett.
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Das Haus ist sehr viel größer und gemütlicher geworden |
Hier hat sich nicht viel
verändert, das Klima ist nachts doch sehr kalt und tagsüber hält man es in der
Sonne kaum aus. Falls doch wird man mit Kopfweh belehrt. Die Buspreise
sind immer noch unfassbar billig, und im Vergleich zu Brasilien (oder Deutschland)
ist alles sehr erschwinglich, Grundstücke, Lebensmittel und eben
Transportmittel.
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Natasha war ein wirklich liebenswerter Mensch |
Bald erfuhr ich jedoch, dass ein Jahr nach meiner Abreise aus Ecuador 2010 eine meiner Schülerinnen an einem Herzfehler gestorben ist. Möglicherweise hätte man das mit europäischen Medizinstandards verhindern können, jedoch geschah es so. Traurig aber das Leben geht weiter.
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Zusammen mit Daniel |
Am Freitag besorgte ich mir ein schönen Laib Schwarzbrot und ein paar Brezn in einer mir schon
bekannten Mall in Cumbaya, das gab es ja ganze sechs Monaten nicht mehr
für mich.
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Sogar der Hund Carino konnte sich noch an mich erinnern |
Am selbigen Abend kamen einige Kinder aus meiner ehemaligen Gruppe zu uns und es wurde draussen am Lagerfeuer gegrillt und im Anschluss eine "Pyjamada" - ein Filmabend - veranstaltet. Es war schön die Kids wieder zu sehen, auch wenn nicht alle dabei waren.
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Marshmellows am offenen Feuer grillen |
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Die wird man einfach nicht los - unfassbare Kletten |
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Filmabend in Ecuador |
Am nächsten Tag, Samstag, fuhr ich mit allen Kindern meiner Gastfamilie und meinen Gastschwestern nach Quito, da ich zuvor darum geboten wurde, mit ihnen in den Vulcanoparque zu fahren. So sponserte ich für alle Kinder einen ganzen Tag im Freizeitpark. Man konnte das Glück in den Augen der Kinder funkeln sehen, es bereitete ihnen wahrhaftig eine große Freude.
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Christo und Christa beim Achterbahnfahren |
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Daniel nimmts gelassen |
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Nicht mehr mehr drehen Christo!! Ich halt sowas einfach nicht aus |
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Vulcanoparque |
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Im Hammer mit Daniel - eine schlechte Entscheidung |
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Denn nach der Hälfte standen wir so und mir wurde echt schlecht... |
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Und sichtbar schlecht gings mir auch danach, ich musste erstmal entspannen... |
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Matias hat seinen Spaß beim Trampolin-Springen |
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Ganz oben die Bergstation des Telefericos |
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Matias ganz fokussiert beim Autoscooter und für sein erstes Mal sehr routiniert |
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Christal und Katarina |
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Christo vs. Daniel |
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Der wunderschöne Cotopaxi, da muss ich nochmal rauf |
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Cotopaxi & Quito |
Sonntag stand der Besuch von Fridtjofs Gastfamilie bevor. In der Früh ging ich zunächst mit meiner Familie auf den Markt und kaufte frische Früchte und Obst ein. Danach noch mal kurz schlafen, denn es war noch sehr früh.
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Gastvater Segundo auf dem Hausdach mit der aufgehenden Sonne im Hintergrund am Rucu Pichincha |
Es war schön Daniel, Louis usw. wieder einmal zu sehen. Die Gastmutter Rosa kochte ein hervorragendes Essen, Ente aus dem großen Garten, und wir unterhielten uns viel.
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Wiedersehen mit der Gastfamilie von Max |
Und auch die Gastfamilie von Max in Tumbaco besuchte ich an einem anderen Tag. Unglaublich schön, wie gastfreundlich ich überall empfangen wurde, das hat mir den Aufenthalt wirklich noch verschönert.
Am Abend sah ich mein "Musterschüler" Samir wieder, aus dem ein richtiger Sportsmann geworden ist. Spielt als einziger 9-Jähriger in einem Fußballteam mit nur 11-Jährigen zusammen. Da hat das viele Fußballspielen ja doch gefruchtet. Auch hier hab ich unfassbar viele Umarmungen geerntet.
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Fußball im Hof mit Samir, Christo und Daniel |
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Alle ein bisschen besser geworden |
Am Dienstag war es dann soweit. Ich hatte meinen Gastbrüdern Daniel und Christopher versprochen zusammen auf den Ilalo (von 2300 auf über 3000 Meter) zu wandern. Vor allem gegen Ende benötigte es viel gutes Zureden und an die Hand nehmen, um den Gipfel zu erreichen. Letztendlich aber eine wahre Kraftleistung für die beiden 8- und 10-Jährigen, da es ja der erste große Berg für sie war. Umso stolzer war ich aber auf sie, als wir oben waren.
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Auf dem Weg nach oben - noch motiviert |
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Auf dem Ilalo mit Bick auf Quito |
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Zusammen geschafft |
Nach der doch anstrengenden Wanderung auf den Ilalo gönnte ich mir einen Nachmittagsschlaf, der jedoch nur kurz anwährte. Kurz vor 3 Uhr nachmittags wurde ich aus dem Schlaf gerissen. Plötzlich wackelte das Haus, die Erde bewegte sich. Ich wachte sofort auf und instinktiv sprintete ich nach draußen unter die freie Luft. Dann war es auch schon wieder vorbei. Ein kleines Erdbeben, das möchte ich echt nie wieder erleben. Ein sehr unangenehmes Gefühl, da man dagegen nichts unternehmen kann. Das Epizentrum des Bebens befand sich etwa 20 Kilometer nördlich von Tumbaco in der Nähe des neuen Flughafens. Kurze Zeit später sah man dort im Norden auch die ersten Staubwolken in die Höhe steigen. In den Nachrichten erfuhren wir, dass es sich um ein Beben der Stärke 5,1 handelte und es sich um ein punktuelles Beben handelte, denn die Tiefe des Bebens betrug gerade mal 5 km.
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Erdbeben ganz groß in der Zeitung |
Wäre das Beben tiefer und eine Richterskala höher gewesen, hätten wir es sicherlich stärker gespürt. Daher nochmal Glück gehabt. Von den über 50 Nachbeben, welche bis heute andauerten, habe ich nur eines gespürt. Bitte nie wieder!
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Lieblingsfrucht "Babaco", die es nur in Ecuador gibt |
Einmal mehr wollte ich dann nochmal die Altstadt Quitos sehen. Und erst diesmal fiel es mir auf, dass es sich wirklich um die prachvollste Altstadt in ganz Südamerika handelt. Beim zweiten Hinsehen fiel mir auch wiederum auf dass Ecuador einfach wunderschön ist.
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Placa Grande in Quito |
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La Basilica im Hintergrund |
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Der südliche Teil Quitos |
Am selbigen Abend standen weitere Besuche an. Meine ehemalige Organisation VASE und deren neue Chefin Belén sowie die neuen Freiwilligen, den ich meine Eindrücke aus einem Jahr Ecuador mitteilen konnte.
Zufällig fand ich gegenüber des Seminars meine alte Kickboxschule wieder, die vor ein paar Jahren ihren Standort gewechselt hatte. Und so traf ich unseren ehemaligen Kickboxlehrer Manolo, der immer noch so fit wie zuvor wirkte.
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Mit meinem ehemaligen Kickboxtrainer Manolo |
Donnerstag gab es zum Abschied mexikanische Tacos und der restliche Tag verging wie im Flug. Mir und meiner Familie wurden einige
nützliche und herzliche Geschenke geschenkt und gegen Ende des Tages
mussten wir uns letztendlich verabschieden.
Für Christopher fiel der Abschied sehr schwer,
genauso für Daniel, denn beide wollten ihren besten Freund nicht wirklich
wieder ziehen lassen und so flossen Tränen. Es tat mir unheimlich leid für
Christopher, denn er ist für mich wirklich wie ein kleiner Bruder, den man
nicht zurücklassen will, sondern vielmehr mitnehmen möchte.
Daniel holte mich netterweise ab und brachte mich zum Flughafen. Am letzten Tag in Ecuador
bot sich uns das beste Wetter und wir genossen auf dem Weg zum Flughafen die
herrliche Aussicht auf die Vulkanlandschaft Ecuadors. Auch Daniel hätte
Fridtjof und mich gerne in Ecuador, denn wir sind einfach gute Freunde.
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Daniel, hasta la próxima vez! |
Aber meine Heimat vergesse ich
nicht und deshalb freue ich mich auch schon sehr auf meine Rückkehr. Es gibt unglaublich
viel zu erzählen, ich meine fast mehr als je zuvor auf meinen Reisen.
Hasta luego aus mittlerweile Santiago de Chile (4 Grad Celsius!!!), in etwa einer Stunde kommt mein Vater an und hoffentlich mit ihm das Ski-Equipment.
Euer Andreas
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