Montag, 23. Juni 2014

The Northeast corridor of Brazil - Sao Luis, Lencois Maranhenses, Jericoacoara & Fortaleza

Die Lençóis Maranhenses

Servus,

Am zweiten Tag der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 brach ich in der Früh von Ipanema zum internationalen Flughafen in Rio de Janeiro auf. Nach guten drei Stunden erreichte ich São Luis im Bundesstaat Maranhão, im Anflug sah man das gewaltige Flussdelta des Itapecuru.
Zudem befindet sich westlich von São Luis der zweitgrößte Hafen der Firma Vale, über welche ich im letzten Semester meine Bachelorarbeit geschrieben hatte, wofür mir jedoch keine Zeit blieb. 

Landeanflug auf São Luis
Unseco-Weltkulturerbe: Die Altstadt São Luis'
Am Flughafen wartete ich auf meine Studienkollegin Ksenia und wir sahen uns für ein paar Stunden die Altstadt von São Luis an, aufgrund der "Festas Juninhas" (Junifeste) waren alle Straßen mit Fähnchen geschmückt und es herrschte viel Leben in der Stadt. Die alten Häuser haben einen durchaus schönen portugiesischen Kolonialstil, doch merkt man stark, dass es an Geld für Restaurationen fehlt. Am selben Abend ging es noch weiter per Bus bis nach Barreirinhas, dem Ausgangsort für Touren in die Küstenwüste "Lençóis Maranhenses".




Lençóis Maranhenses


Am einsamen Küstenort Caburé
Am nächsten Tag brachen wir in der Früh per Boot auf und fuhren den Rio Preguiça entlang bis hoch zum Meer, wo wir am Küstenort Caburé hielten. Wir sahen uns ein paar Sanddünen in den pequenos (kleinen) Lençóis an und wanderten schließlich zwei Stunden von Atins zum Canto de Atins. 

Von Atins zum Canto de Atins

kurz vorm Canto de Atins, wo sich unsere erste Herberge und Übernachtung in der Hängematte befand
In Canto de Atins aßen wir Shrimps mit Reis, weißen Bohnen und Maniok-Mehl, sehr typisch für den Nordosten Brasiliens  
Abends sah ich noch mit ein paar Brasilianern, Belgiern und Franzosen und mit unserem Führer für die Wanderung das hochinteressante Spiel England gegen Italien an. Dann ging es auch schon ins Bett, denn am nächsten Tag um 3 Uhr morgens waren wir schon unterwegs auf dem Weg in die Wüste.

Schlechtes Wetter am Morgen des zweiten Tourentages 

Da wir durch viele Flüsschen und Lagunen wateten, wanderten wir alle barfuß. Das Wasser war meistens trinkbar, obwohl es uns die Guides nicht empfohlen, selbst aber tranken. 
Zunächst wanderten wir 5 Stunden am Strand entlang, zu unserem Vorteil war das Wetter regnerisch und damit kühl. Von den vielen Mücken blieben wir leider nicht verschont und zu meiner Überraschung wurde bevorzugt ich gestochen. Meine Beine und Arme waren voll mit Stichen...

Ab in die Wüste
Der zweite Teil der Wanderung ging durch die Wüste. Und schon wurde das Wetter besser, bald unerträglich heiß. Daher machten wir an einigen dieser Lagunen halt und nahmen ein angenehmes Bad. 

Schon "fast" am Ziel.
Durch viele Flussbecken und Lagunen mussten wir waten und teilweise ging uns das Wasser bis über die Hüften.
Der Weg durch die Wüste war doch länger als erwartet und wir erreichten, kurz bevor uns die Kräfte verließen, die Oase "Baixa Grande". 

Wir kamen unserer Unterkunft, der Oase "Baixa Grande", näher und näher.

Entspannen in der Oase
In der Oase angekommen, wurden wir zunächst mit einer Kokosnuss versorgt und extra für uns schlachteten die Einheimischen, welche die Herberge unterhielten, zwei Hühner. Nachmittags gab es dann ein hervorragendes Essen und wir kamen wieder zu Kräften. Kurz nach dem Essen realisierten wir erst, wie groß diese Oase eigentlich war, als wir einen Ausflug auf eine nahe gelegene Düne unternahmen. Und vor allem wie besonders diese Oase war, welche Massen an Wasser sich überhaupt innerhalb einer solch trockenen Wüste befinden konnten. 

Die folgenden Bilder zeigen einige Impressionen aus dieser Landschaft.

Mit einem selbst gebastelten Floß setzen wir über ein großes Wasserbecken über
Wasser ohne Ende - Mitten in der Wüste
Eines der Highlights Brasiliens! 

Ein eindrucksvoller Sonnenuntergang
Ein wunderschönes Naturschauspiel
Am letzten Tag standen wir wiederum um 2:30 Uhr auf und wanderten kurz darauf los. Es ging zu Fuß durch Lagunen und über viele Sanddünen. Gegen 5:30 sah man das erste Licht am Horizont. An diesem Tag war das Wetter von Beginn an gut, das hieß, es würde ein kraftraubender und heißer Tag werden.

Unser Führer "Carlos", Ksenia und ich bei Sonnenaufgang



Nachdem die Sonne begann auf uns herunterzubrennen, benötigten wir regelmäßige Erfrischungen und sprangen in die zahlreichen Lagunen, welche mit traumhaftem Wassertemperatur und -Qualität auf uns warteten.

Erfrischen in den Lagunen war mindestens jede Stunde fällig


Das traumhafte Wasser lockte uns Mal um Mal wieder 
Das letzte Stück der Wanderung zog sich sehr. Ksenia und ich waren schon gut bedient, hatten nicht mehr so viel Kraft übrig und fast kein Wasser. Wir konnten nicht mehr geradeaus bis zum Zielpunkt der "Lagoa Azul" wandern, sondern mussten die immer größer und tiefer werdenden Lagunen umwandern. Das kostete Kraft. Meine Beine wurden extrem schwer. Doch als wir die rote Fahne sahen, welche den Zielpunkt signalisierte, holten wir im Endspurt noch einmal alles raus.

Die folgenden Bilder, welche in den letzten zwei Stunden der Wanderung geschossen wurden, benötigen wohl keiner Worte. 





Erschöpft am Ende der Wanderung
Insgesamt hatten wir in zweieinhalb Tagen über 75 km zu Fuß zurückgelegt und erreichten mit 45 Minuten Verspätung erst die zweite Halbzeit des grandiosen Spieles Deutschland gegen Portugal, welches wir mit 4:0 gewannen. Erinnerungen von Südafrika 2010 kamen auf. Danach ging es erstmal ins Bett und ich erholte mich. 

Per Zufall lernte ich am selben Tag zwei neue Reisekameraden in Barreirinhas kennen, Nassi und Guilherme, mit welchen ich beschloss, am nächsten Tag zusammen nach Jericoacoara zu fahren. Jeder von uns zahlte 100 Euro an eine Reiseagentur und so wurden wir mit einem 4x4-Jeep sieben Stunden über miserable Straßen, per Fähre und über einsame Strände bis nach "Jeri" transferiert. Die günstigere Alternative hätte uns die Hälfte des investierten Geldes jedoch mindestens das vierfache an Zeit gekostet, dabei wären insgesamt fünf verschiedene Transporte nötig gewesen.

Der komplizierte aber schöne Weg nach Jericoacoara
Reifendruck prüfen 
Fähre in Camocim
Sowas ähnliches wie eine Fähre kurz vor Jeri


JERICOACOARA


Kaum waren wir in Jericoacoara angekommen, ging auch schon das zweite Gruppenspiel von Brasilien gegen Mexiko los. Wir suchten so schnell wie möglich eine Bar auf und sahen zu, wie die Brasilianer nur ein enttäuschendes 0:0 erreichten. Am späten Abend kam Maxi an, ein alter Schulfreund von meinem Bruder Johannes, mit dem ich die nächsten Wochen unterwegs sein werde.

Mit dem Beachbuggy in und um Jeri herum die Landschaft erkunden
Am folgenden Tag unternahmen wir eine Tour mit einem Strandbuggy. Unser Fahrer fuhr uns an einige tolle Orte in der Nähe von Jericoacoara. Das Wetter war hervorragend und es machte Spaß über die Dünen zu rasen.

Viele Bäume passen sich an - In Jeri weht sehr oft starker Wind 

Eine Kokosnuss in der Lagoa Azul schlürfen

Und einfach abhängen
Traumhafte Süßwasserstrände
Hier lässt sichs aushalten
Mit dem Buggy ging es weiter, Nassi (li.) und Maxi (mi.)



Der Ausflug hatte sich auf jeden Fall gelohnt, war preiswert, wir haben jede Menge Spaß gehabt und viel von der Umgebung gesehen. Pünktlich zum nächsten Spiel Spanien gegen Chile kamen wir in Jeri an und überraschenderweise musste Spanien danach heimfahren, nach zwei Niederlagen in zwei Spielen. Wir trafen dann auch Johannes, ein Freund von Maxi, welcher zuvor im Flughafen festsaß und daher erst jetzt in Jeri ankam. 

Fußball direkt am Strand schauen - in Jericoacoara, Brasilien

Zum Sonnenuntergang auf die große Düne von Jeri wandern

Jetzt auch mit Johannes, welcher am 19.6.2014 bei uns ankam
Am letzten Abend kletterten wir noch einmal auf die große Düne in Jeri und konnten von oben die uruguayanischen Jubelschreie hören, als diese England aus dem Turnier schossen. Am späten Abend fuhren wir mit dem Nachtbus weiter nach Fortaleza, wo wir um 5:30 Uhr ankamen.



FORTALEZA

Das deutsche Fan-Apartment in Fortaleza
Da während der WM die Übernachtungspreise in den großen Städten besonders hoch sind, mieteten wir über die Website AirBNB ein privates 6er-Apartment für 2 Nächte im strandnahen Viertel Beira-Mar. Es lief hervorragend, netterweise durften wir schon ab 6 Uhr morgens in das Apartment und holten dort ein wenig Schlaf nach.


Am ersten Tag sahen wir zunächst jede Menge Fußballspiele, im Apartment oder auch am Strand und ich ging kurzerhand mit einem Bekannten aus Rio, welcher in Fortaleza studiert, am Strand "Praia do Futuro" surfen. Die Wellen waren nicht sehr gut, doch für ein paar kurze hat es gereicht.

Mit Italo Surfen am Praia da Futuro
Im Apartment liefen derweil die Vorbereitungen auf das morgige Spiel gegen Ghana auf Hochtouren. Johannes hatte sich für eine neue Frisur entschieden und Maxi hatte daran allen Gefallen, diese bis ins letzte Detail zu gestalten.

Maxi entdeckt seine unbewusste Leidenschaft
Am nächsten Tag war es auch schon soweit. Wir fuhren mit einem Shuttle-Bus bis an das Stadion, wo wir unsere beiden überflüssigen Tickets verkauften, was uns zuvor als fast unmöglich erschien bei dem Überangebot an Karten. Denn man wurde sehr oft angesprochen, ob man noch Tickets kaufen wolle.

Vor der Arena Castelao in Fortaleza
Für das Spiel waren wir auch nun endlich zu sechst, wie es zunächst geplant war. Pascal flog von Rio de Janeiro, Philipp von Santiago de Chile und der andere Philipp von München nach Fortaleza.

Auf gehts Deutschland kämpfen und siegen!!!

Kurz vor Spielbeginn - Die Spieler beim Aufwärmen
Pascal, Phillip, Guilherme

Das Spiel: Es war durchwachsen, die deutsche Nationalmannschaft hatte nicht ihren besten Tag und zeigte viele ungewohnte Schwächen in der Defensive, kam nicht so richtig ins Spiel. Vor dem Fernseher zu Hause in Deutschland bekam man wohl nicht mit wie chaotisch es im Stadion zuging. Zunächst ließ die FIFA ungerechtfertigterweise alle großen Fan-Banner und Deutschlandflaggen entfernen, da sie angeblich drohten, die FIFA-Logo zu verdecken. Die Fans reagierten mit "FIFA raus"-Rufen. So wurde unsere Mannschaft die ersten 15 Minuten des Spiels kaum angefeuert, weil viele Fans meinten, es wäre besser die ohnehin unfähige FIFA zu beschimpfen.
Letztendlich ging Deutschland doch noch durch ein Tor von Mario Götze in Führung, musste in der zweiten Halbzeit jedoch einen 2:1 Rückstand einholen. Tor-Joker Miroslav Klose schoss sein 15. WM-Tor und rettete uns einen Punkt.

Brenzlige Strafraumsituation für Ghana


Aufgrund dieses Ergebnisses beschlossen wir kurzerhand, gemeinsam nach Recife zu fahren, wo das letzte und entscheidende Gruppenspiel Deutschlands gegen die USA stattfinden wird. 

Auch wenn dieser Tag sehr anstrengend war, da es einerseits ein nervenraubendes Spiel war, und uns andererseits die Hitze zu schaffen machte, werden wir unsere deutsche Mannschaft ein weiteres Mal anfeuern, denn wenn nicht jetzt wann dann. Dieses Mal in Brasilien müssen wir Weltmeister werden. 

Gerade sind wir nach zwei langen Busfahrten in Sao Miguel de Gostoso angekommen. Dazu jedoch mehr im nächsten Bericht, ich halte euch auf dem Laufenden!
Das Estadio Castelao in Fortaleza


Até logo!

Andreas

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