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Auf dem Gipfel des Osornos, einer schönsten Vulkane in ganz Chile |
Ein letztes Mal Servus aus Südamerika!
Die letzten Wochen in Chile sind teilweise schnell, teilweise schleppend langsam (wenn es mal wieder einen unfassbar langen Anstieg gab) vergangen. Nun bin ich mit meinem Vater für die letzten Tage in der Hafenstadt Valparaiso, morgen schon geht unser Flug nach Rio de Janeiro.
Nun aber zu den letzten zwei Wochen.
Volcan Quetrupillan (2360m - 25.08.2014)
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Ein überaus langer Zustieg ohne Schnee ... |
Der Schnee auf der schlecht zu befahrenden Schotterstraße begann jedoch früher als gedacht und so mussten wir eine zusätzliche Stunde Zustieg in Kauf nehmen. Es ging über eine freie Wiese hinein in das Tal, bis der Weg mehr und mehr der Natur überlassen war. Uns erwartete dichter Bergdschungel mit nativem Bambus, dessen Spitzen - niedergedrückt durch die Schneelast - im Boden festgefroren waren und somit eine Einladung zum Stolpern waren und uns zum Verzweifeln brachten.
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... und durch dichten Bergdschungel mit nervigem Bambus machte uns zu schaffen |
Dieser unwegsame Teil durch den dicht bewachsenen Wald kostete uns jede Menge Energie. Nach etwa drei Stunden Aufstieg (mit Ski am Rücken und teilweise an den Füßen) erreichten wir die letzte unbewaldete, weiße Etappe Richtung Gipfel. Zu allem Überfluss klebte nun der Neuschnee der letzten Tage an unseren noch nassen Fellen und wir mussten sie mehrmals nachwachsen.
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Nach 3 Stunden extrem anstrengenden Aufstieg kam es dann zum angenehmen Teil durch den Schnee, weitere 1,5 Stunden und wir erreichten den Gipfel |
Oben angekommen war das jedoch nach einigen Minuten Regeneration völlig vergessen. Der Ausblick war fantastisch. Uns gegenüber erhob sich der Vulkan Villarrica, auf der anderen Seite der mächtige Vulkan Lanin. Es windete stark, daher hielten wir nur eine kurze Pause am Gipfel ab. Es war schon spät, so brachen wir besser auf. Als Belohnung waren die ersten 600 Meter Abfahrt perfekter Pulverschnee, danach wurde er nass und schwer befahrbar, zudem erwartete uns weiter unten der Bambus.
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Bei nahezu wolkenlosem Himmel bot sich uns eine grandiose Aussicht |
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Papa auf einem Nebengipfel, links im Hintergrund der über 3700m hohe Vulkan Lanin |
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Der massive Vulkan Lanin |
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Vulkan Villarrica, der für den kommenden Tag auf dem Programm stand |
Wir erreichten unser Auto bei Dunkelheit und waren froh wieder in der gemütlich warmen Unterkunft in Pucon zu sitzen.
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An einem der Abende gab es ein hervorragendes Stück Rindfleisch in Pucon, fast das beste in Südamerika bisher |
Volcan Villarrica (2840m - 26.08.2014)
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Der immer qualmende Vulkan Villarrica - los ging es vom Skigebiet |
Villarrica, der möglicherweise am häufigsten bestiegene Gipfel in Südchile, ist ein wahres Spektakel. Am Fuße des Berges sieht man schon die Rauchfahne aus dem Krater steigen, der Aufstieg ist steil, besonders gegen Ende. Um 12 Uhr Mittags, etwa nach einer Stunde, erreichten wir die ersten kommerziell geführten Touren, welche alle schon zwischen acht und neun Uhr morgens aufbrachen - zu Fuß. Der Ausblick auf Seenlandschaften und andere schneebedeckte Berge war schon auf dieser Höhe fantastisch.
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Beeindruckende Landschaft |
Nach guten 3 Stunden Aufstieg erreichten wir den Gipfel, wo uns noch eine knappe Stunde ohne Touristen hatten, nur zwei Schweizerinnen auf Skiern kamen nach uns an.
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Am Kraterrand der Villarrica |
Als wir uns dann abfahrbereit machten, trafen die ersten Gipfelstürmer an. Aus Australien, Brasilien, England kamen sie und waren sichtlich und hörbar froh endlich angekommen zu sein.
Der Ausblick von hier oben war fantastisch. Hinter uns der tiefe, qualmende und unsere Atemwege verätzende Krater des Villarrica, nach unten all die Seen, Ortschaften und anderen Gipfel der chilenischen und auch argentinischen Anden.
Die Abfahrt war schön - guter Schnee - und ging schnell voran. Diesmal konnte man bis zum Auto mit den Skiern durchfahren, so muss das sein.
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Ein weiterer schöner Ausblick von Westen auf den Vulkan Villarrica |
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Unterwegs schafften wir es nicht mehr zum Abendessen zu gehen und so machten wir spontan Brotzeit am Seeufer. |
Volcan Mocho (2422m - 27.08.2014)
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Lange, aber schöne 10 km Zustieg bis zum Schnee |
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Choshuenco (li.) und Mocho (re.) |
Aus diesem Grund blieb uns nichts anderes übrig als den komplizierteren Weg zum "Skicenter" von Westen (Enco) aus zu nehmen. Auf der äußerst dürftigen Schotterstraße nach oben war irgendwann Schluss für unser Allradauto und wir mussten zu Fuß weiter. Gute 10 km zu Fuß auf und ab in das Tal kosteten uns Einiges an Energie. Nach drei Stunden erreichten wir das "Skicenter" (eine Hütte, keine Lifte, kein Mensch vor Ort!!) und wir konnten endlich per energiesparsam mit Skiern bergauf laufen. Nach weiteren zwei Stunden erreichten wir ein Hochplateau auf etwa 2000 Metern, von dem man beide Zwillingsvulkane aus sah. Wir begegneten einem chilenisch-argeninischen Fotographen-Duo, welche die letzten drei Tage der Fotos wegen in einem Zelt auf dem Gipfel übernachtet hatten.
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Tolle Landschaft auf 2000 Metern Höhe |
Die letzten 200-300 Meter Anstieg waren extrem steil und eisig und es wehte ein unheimlich starker Wind. Von oben sah man jedoch viele der zuvor bestiegenen Gipfel und letztendlich lohnte sich der lange Anstieg doch noch.
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Gipfelfoto |
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Wind und Eis machten uns zu schaffen |
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Der flache Vulkankrater auf dem Gipfel - mir wäre es hier eindeutig zu kalt gewesen um in einem Zelt zu übernachten. |
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Huilo-Huilo Wasserfall |
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Puerto Fuy am Lago Pirehueico |
Volcan Casablanca (2240m - 29.08.2014)
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Am Gipfel des Casablanca |
Der Weg auf den Volcan Casablanca war nur mit Navi und Beschreibung auszumachen, denn die meiste Zeit über herrschte dichter Nebel und es regnete immer wieder mal.
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Immerhin riss gegen Ende kurz nochmal die Wolkendecke auf |
Der Schnee war mäßig und die Sicht oft gleich Null. Aber eben auch solche Tage gibt es hier in Südamerika, damit muss man rechnen.
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Hervorragendes Frühstück in Hamiltons Place |
Mit durchnässten Klamotten fuhren wir nach Ensenada, an den Fuß des Vulkans Osorno. Dort übernachteten wir zweimal im wirklich empfehlenswerten Bed&Breakfast "Hamiltons Place". Ein Kanadier zusammen mit seiner Frau aus dem Süden Brasiliens unterhalten die sehr schöne und neu gebaute Unterkunft.
Der nächste Tag begann mit Regen. Für uns mit einem tollen Frühstück und dann mit der Bundesliga-Konferenz im gemütlichen Aufenthaltsraum der Unterkunft. Danach machten wir eine kleine Wanderung entlang des Sees "Todos los Santos", wo wir einen schönen doppelten Regenbogen zu Gesicht bekamen. Gewissermaßen ruhten wir uns für morgen aus.
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Am Lago Todos los Santos |
Volcan Osorno (2652m - 31.08.2014)
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Ausblick aus unserer Unterkunft "Hamiltons Place" |
Am Sonntag war es soweit. Bis auf den heutigen Tag würde es die nächsten beiden Wochen nahezu jeden Tag regnen und daher machten wir uns auf den schönsten aller Vulkane in Chile, Osorno, zu erklimmen.
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Aufstieg auf den Osorno - Gegenüber der Volcan Calbuco |
Der Aufstieg vom Skigebiet war sehr eisig, da wir von Südwesten (viel Wind und wenig Sonne) begannen. So mussten wir schon zu Beginn Harscheisen anlegen. Nachdem wir einen eisigen Steilhang Schritt für Schritt mit den Skiern bergauf gingen, brach mir plötzlich ein Harscheisen ab (womöglich tordiert durch die starke Steigung) und das zweite hielt gerade mal weitere 10 Meter durch bis ich einem sicheren Halt hatte. Dort schnallten wir uns die Steigeisen an die Schuhe und legten die Skier gute 700 Meter unterhalb des Gipfels ab.
Es wurde Schritt für Schritt steiler, windiger und kälter und die letzten 100 Meter Anstieg mussten wir den mit Eisblumen verzierten Hang mit unseren Pickeln hochklettern.
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Wir "pickelten" uns hoch |
Es war nicht einfach, man musste sich konzentrieren. Doch oben auf dem Gipfel war es das alles wert. Wir hatten eine fantastische Aussicht auf Seen, Berge, ja sogar auf die ersten Meerarme bei Puerto Montt und einen Teil der Insel Chilloe konnten wir sehen. Definitiv der Höhepunkt unserer Reise.
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Gipfel-Selfie |
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Das flache Gipfel-Plateau; im Hintergrund der See Llanquihue und die Meerarme um Puerto Montt |
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Der Abstieg war noch schwieriger als der Aufstieg, da man beim Rückwärtsgehen weniger sah und mehr aufpassen musste |
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Eisblumen |
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Beim Abstieg nahm der Wind zudem zu und malträtierte die Backen und Nase. |
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Beim Abstieg verschlechterte sich das Wetter sichtlich, beim Auto angekommen war der Gipfel schon in Wolken |
Nachmittags fuhren wir weiter nach Puerto Varas und fielen abends erschöpft ins Bett.
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Abends in Puerto Varas nach dem Abendessen |
Der nächste verregnete Tag diente uns zum Autofahren. Wir fuhren zunächst nach Puerto Montt, wo man wirklich nichts machen kann, kalt und regnerisch. Danach ging es weiter 3 Stunden in den Norden, in Valdivia aßen wir zu Mittag und auch dort gab es eigentlich nicht viel zu sehen.
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Fischmarkt in Valdivia incl. fetter Seelöwen (links am Wasserrand) |
Abends fuhren wir weiter bis nach Cunco, wo wir in einer schönen Unterkunft (Adele & Helmut) übernachteten.
Nevados de Solipulli (2282m - 02.09.2014)
Den Tag darauf ging es eine lange Schotterstraße bis zum Ecocamp Solipulli nahe der argentinischen Grenze. Laut österreichischer Tourenbeschreibung ging hier der Weg zum Vulkan hoch. Wir irrten gute zwei Stunden bei gutem Wetter (!!!) im Schnee umher, bis wir aufgaben und zum Auto zurückkehrten. Dort trafen wir den Betreiber des Ecocamps, welcher uns 10 Minuten bergab schickte zum eigentlichen Startpunkt der Wanderung. Voller Wut im Bauch auf die katastrophale Beschreibung des Österreichers stapften wir den Bergdschungel (Bambus!!!) hinauf und erreichten nach guten drei Stunden im Schneeregen den Gipfel. Hätten wir doch nicht auf den Österreicher gehört, dann wären wir bei gutem Wetter oben angekommen. Der Schnee bergab war sehr schlecht, er klebte unglaublich an den Skiern fest, sodass man sehr vorsichtig fahren musste.
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In Cherquenco fanden wir eine gemütliche Unterkunft und hofften auf gutes Wetter - vergebens |
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Unsere Unterkunft auf der Kuhweide |
Am nächsten Tag sahen wir uns das Wetter an und waren enttäuscht, der erneute Aufstieg zum Vulkan Llaima blieb uns verwehrt. Auf den Berggipfeln stürmte es, im Tal hatte es mal Sonne, mal Regen, daher brachen wir auf nach Norden, wo die Wettervorhersage deutlich besser war.
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Pichilemu (0m - 04.09.2014)
Entgegen der Vorhersage blieb auch in Pichilemu das Wetter sehr trüb. Damit hatte ich aber kein Problem, denn dort gab es einen der weltbesten Pointbreaks, den ich mir anschauen wollte. Da mein Vater es nicht lang dort in diesem "gammligen Fischerdorf" aushielt und ich auch nicht alleine in die 3 Meter hohen Wellen wollte, da ich den Spot noch nicht kannte, blieb mir nichts anderes übrig als zuzuschauen und trocken zu bleiben.
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"Punta de Lobos" |
Nach einer Weile kamen doch noch zwei Surfer vorbei und stürzten sich in die Fluten. Nach einer gerittenen Welle wurden sie durch die enorme Strömung soweit an Land gespült, dass wir sie nicht mehr sahen und dann auch weiterfuhren. Trotzdem, ein toller Ort mit hervorragenden Wellen. Vielleicht komme ich mal zurück - wenn dann aber im Sommer.
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Ein Set rauscht ran an die "Punta de Lobos" - dt. Seelöwen-Nase |
Santiago de Chile (567m - 05.09.2014)
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An einem trüben anfangs regnerischen Tag in Santiago |
Die Altstadt ist ganz nett, aber im Vergleich zu unseren Städten leider nicht sehr gepflegt und auch nicht allzu beeindruckend. Ein Tag reicht also völlig, um die Stadt anzuschauen.
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Blick aus vom Parque Metropolitano auf die Häuserschluchten Santiagos |
Cerro La Parva (4047m - 06.09.2014)
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Papa auf dem einzigen 4000er unserer Reise |
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Unten im Tal, wo man die gelbe Smog-Schicht sieht, liegt die 7-Millionenstadt Santiago |
Valparaiso (30m - 07.09.2014)
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Zweite Reifenpanne in Chile |
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Frühling in Valparaiso |
Die schäbige und heruntergekommene Hafenstadt Valparaiso ist zu unserem Erstaunen sehr touristisch, aber nur bedingt sehenswert. Flora wie an der Côte Azur, leider ist alles sehr in die Jahre gekommen, es ist sehr dreckig und man merkt der Stadt die hohe Arbeitslosenquote an. Früher war der Hafen Wirtschaftsmotor der Stadt, seit Bau des Panama-Kanals und der Pichochet-Ära verwahrlost der Ort vor sich hin. Schade, denn es gibt immer noch viele schöne Gebäude, die von der damaligen Pracht der Stadt erzählen können. Heute ist es eine Künstlerstadt, es gibt viele Graffitis, Kunstausstellungen und jede Menge (Überlebens-)Künstler.
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Valparaiso |
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Es geht auf und ab in (und mit) der Stadt |
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Am Horizont sieht man den höchsten Berg Südamerikas, den Aconcagua mit fast 7000 Metern (etwas links der Mitte des Bildes) |
Zuletzt möchte ich zur besseren Übersicht unsere Reiseroute demonstrieren. Es ging zunächst weit in den Süden, bis nach Chillán. Von dort haben wir uns Schritt für Schritt bis nach Puerto Montt vorgearbeitet und von dort aus wieder nach Santiago gefahren.
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Die Route der ersten drei Wochen |
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Und die letzte Woche zurück in den Norden |
Nun geht es noch für weitere drei Tage nach Rio de Janeiro, Sachen packen, Freunde treffen, Papa meine cidade maravilhosa zeigen.
Und dann komme ich Samstag Abend hoffentlich braun gebrannt und gut gelaunt in München an.
Das war der letzte, bis Samstag.
Andreas