Hallo ihr da draußen!
Wie schon im letzten Bericht angekündigt, fuhren Fridtjof und ich am Donnerstag nachts nach Canoa, einem kleinen Surferdorf nördlich von Bahia de Caraquez, wo auch Moritz und ich einen Tag auf unserer "Ruta del Sol" verbrachten. Da ich meine Geographiestunden schon am Donnerstag abgehalten hatte, erlaubte mir Tere Freitag freizunehmen. Die Busfahrt war diesmal um einiges komfortabler, da der Bus so gut wie leer war und es sich so jeder "bequem" machen konnte. So waren wir am Freitag in der Früh mehr oder weniger ausgeschlafen und liehen uns gleich nach dem Frühstück jeder ein Surfbrett aus mit dem wir uns in die Wellen stürzten.
Diesmal nahm ich ein kürzeres Board, das zwar weniger Stabilität bot, jedoch mehr Schnelligkeit bei größeren Wellen.
Zwar leicht unscharf das Bild, aber die Welle war einfach unglaublich!
Außerdem wollte ich ein paar Fortschritte machen. Fridtjof hatte schon einmal in Frankreich gesurft, um aber wieder reinzukommen, lieh er sich ein Longboard aus.
Ich erwischte ein paar echt gute Wellen, an diesem Freitag fiel es mir irgendwie leichter als sonst.
So blieben wir im Wasser und powerten uns aus bis uns unser Hunger rauslockte. Zum Mittagessen gab es "Pescado a la plancha" con arroz y patacones.
Das ist sehr lecker zubereiteter filetierter Fisch mit einer Portion Reis und Patacones, das sind frittierte Stücke von Kochbananen. Letztere Bananen sind vom Geschmack her eher vergleichbar mit Kartoffeln, da sie nicht süßlich schmecken und einen enormen Stärkegehalt besitzen, also sehr sättigend sind.
Danach fielen wir nur noch in die Hängematten, denn dieses fast pausenlose Surfen ist wirklich total anstrengend. Vom Rudern mit den Armen über das Aufrichten in der Welle bis zum ständigen Untertauchen, um nicht von der nächsten Welle weggespült zu werden, bleibt einem fast keine Zeit zum Erholen.
Von drei Uhr nachmittags an gingen wir wieder raus, um bis zum Sonnenuntergang auf den Brettern zu liegen.
Für mich war der Anblick eines solchen Sonnenuntergangs über das weite Meer vom Surfbrett aus einfach unbeschreiblich schön.

Abends gingen wir dann sehr früh ins Bett, da wir erstens erschöpft waren und außerdemin keiner Strandbar was los war.
Samstag war regnerisch. Und wir gingen trotzdem raus zum Surfen, was nicht die beste Entscheidung war. An diesem Tag war es äußerst schwierig in die Wellen zu gelangen. Vor allem auch, weil dazu unser Können nicht ausreichte. Und nachdem es nicht aufklarte, verließ uns die Motivation und wir setzten uns in das sehr schön eingerichtete Hotel Bambu. Bei einem Pilsener schrieb ich mein Tagebuch und Fridtjof las Frank Schätzings "Der Schwarm" weiter.
Dort aßen wir dann auch zu Mittag, es gab "Arroz con camarones", Reis mit Shrimps. Unglaublich lecker! Abends wagte ich mich noch einmal aufs Brett und sah vom Meer aus zu, mit welcher Leichtigkeit die Surfer die Wellen erwischten. Schließlich erwischte ich auch noch ein paar Wellen, immerhin etwas. Oft genug hatten mich zuvor die Wellen kräftig unter Wasser durchgeschüttelt, sodass ich schließlich an Land ging, um den schönen Sonnenuntergang anzusehen.
Abends gingen wir in einer Strandbar noch ein wenig tanzen bis uns schließlich gegen Mitternacht unsere Kräfte ein weiteres Mal verließen und wir ins Hostal zurückkehrten .
Sonntag standen wir mal etwas später auf liehen uns nur für einige Stunden ein Brett aus, diesmal lief es trotz verregnetem Wetter ganz gut.
Den restlichen Tag genossen wir im Bambu, aßen Patacones, schrieben Tagebuch und lasen.
Der Sonnenuntergang war noch ein Highlight, mit einer der schönsten hier in Ecuador.
Und spätabends fuhren wir dann mit dem Bus zurück nach Quito, sodass ich um halb sieben Uhr in der Früh bei mir zu Hause ankam. Das war echt ein klasse Wochenende!
Doch was ich dort sehen musste, ließ mich vorerst stutzen. Alle Einrichtungsgegenstände meines Arbeitsplatzes, der Guarderia, standen einfach so in unserem Hof herum.
Kurz darauf erhielt ich eine Erklärung, Freitag nachmittag habe eine Gruppe von Ecuadorianern mit Hilfe korrupter Polizei am Kindergarten gefordert, die Räumlichkeiten zu verlassen und ALLES rauszuschmeissen, seien es die Kinder, ihr Spielzeug oder gar die Schränke.
Der Grund ist mir immer noch nicht ganz klar geworden. Noch werde ich alles neutral betrachten, ich habe mich zunächst bei einigen ehemaligen Freiwilligen erkundigt, was es damit auf sich hat und sie meinten, dass das Gebäude damals ohne Einwilligung des Grundstückbesitzers gebaut worden war, was aber in Ecuador öfter vorkommt. Deshalb "stürmte" nun die andere Gruppe letzten Freitag das Gebäude und vertrieb die "Besetzer", also uns.
Ich weiß noch nicht wie es weiter gehen wird, ob dort jemals wieder unterrichtet werden kann oder ob wir uns nun einen neuen Ort suchen müssen. Auf jeden Fall wird es eine Menge Arbeit geben.
In manchen Dingen ist Ecuador einfach noch sehr kompliziert oder auch rückständig.
Bis Bald & in Hoffnung auf eine baldige Lösung
Euer Andreas